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Youth & Women America’s Cup

Bericht aus der Luzerner Zeitung zum Youth & Women America’s Cup Qualifikationsevent in Brunnen

Aus der Luzerner Zeitung von heute von Walter Rudin

«Alinghi wird 2024 wieder am America’s Cup teilnehmen». Mit dieser Ankündigung hatte der Genfer Ernesto Bertarelli die Schweizer Segelszene in Euphorie versetzt. Fans träumen nicht nur davon, die Trophäe ein drittes Mal in unser Binnenland zu holen, sie hoffen auch auf einen neuen Popularitätsschub für den Segelsport. Der Zusammenschluss zum Alinghi Red Bull Racing Team hat einen finanzstarken Partner ins Syndikat gebracht. Gemeinsam wird mit verschiedenen Projekten die Förderung des Segelsports und insbesondere des Nachwuchses vorangetrieben.

Zeitgleich mit dem America’s Cup wird im nächsten Herbst in Barcelona ein Youth Cup für den Nachwuchs und ein Women Cup für Damenteams ausgetragen. Die Schweiz kann hier mit je einem Team teilnehmen. Eigentlich hätte das Alinghi Red Bull Racing Team dazu einfach je eine Crew bestimmen können. Aber weit gefehlt: um möglichst vielen Seglerinnen und Seglern Gelegenheit zu verschaffen, wurde ein aufwendiges Qualifikationsverfahren ins Leben gerufen.

Über 90 Interessierte hatten sich um einen Platz beworben. An Qualifikationsevents in Thun, Brunnen und Genf haben 69 Ausgewählte Gelegenheit, ihr Können zu beweisen. Etwa 20 Seglerinnen und Segler werden anschliessend ausgewählt und können im Oktober für eine Woche zum Final Qualifier nach Barcelona reisen. Hier werden dann je sechs Teammitglieder bestimmt, welche die Schweiz vertreten werden.

Mit bis zu 80 km/h übers Wasser

Beim zweiten Qualifikationsevent, der diese Woche in Brunnen stattfand, war Malin Karlsson aus Zug als einzige Vertreterin der Zentralschweiz dabei. Die 20-Jährige studiert an der ETH in Zürich Maschinenbau, ist begeisterte Seglerin und konnte 2020 den Schweizer Meistertitel auf der 420er Jolle holen. Seit letztem Jahr regattiert sie mit einer ganz kleinen fliegenden Jolle. Sie mag es gerne ganz schnell und wenn sie mit ihrem «Waszp», so nennt sich der kleine Foiler, unterwegs ist, träumt sie von richtig grossen schnellen Racern.

Das ist wohl mit ein Grund, dass sie sich beworben hat. Bis zu 80 km/h sollen die AC 40 beim Youth & Women America’s Cup über das Wasser fliegen. Furchterregend ist das für sie nicht. «Bei diesem hohen Tempo muss die Kommunikation an Bord stimmen und wenn das Vertrauen innerhalb der Crew vorhanden ist, braucht man keine Angst zu haben. Natürlich macht es dann schon ganz ordentlich ‹Bumms›, wenn etwas schiefläuft», sagt sie.

Auch am Simulator wird trainiert

Drei Tage dauerte das Qualifikationsverfahren und das vierköpfige Selektionskomitee legte schon am ersten Tag richtig los. Mit durcheinandergemischten Crews wurden die Teilnehmenden auf die schnellen F69 Foiler geschickt. Malin Karlssons gefordertes Vertrauen war unter diesen Umständen natürlich Fehlanzeige: «Es war ein wilder Ritt, etwas chaotisch aber es hat enorm Spass gemacht», meinte sie. Der direkt anschliessende Konditionstest war für die durchtrainierte Sportlerin dann kein Problem. Sie hält sich mit einem ausgereiften Konditionsprogramm sowieso immer in Form.

Unter den kritischen Blicken des Auswahlkomitees wurde auch an den folgenden Tagen viel gesegelt, bei kleinen Regatten konnte man sich messen. Daneben durchliefen die Kandidierenden ein Simulatoren-Training, kognitive und physische Tests und Interviews. Ein reich beladenes, intensives Programm, das alle bis zum letzten forderte.

Qualifikation ist Anfang August

Übernächste Woche wird das letzte Qualifying in Genf stattfinden und erst danach wird bekannt, wer nach Barcelona gehen darf. Malin Karlsson macht sich nicht zu grosse Hoffnungen. Da wären viele Profisegler dabei, Leute mit Olympiaerfahrung oder mit Olympiakampagnen. Die meisten kämen aus der Romandie und sie habe dort keine Connection. Trotzdem zieht sie positives Fazit: «Es war ein Riesenerlebnis und ich habe sehr viel gelernt. Mein Name bleibt in Diskussion bleibt und ich bin bei wichtigen Leuten auf dem Radar. Und vielleicht hat es ja geklappt, ich lasse mich gerne überraschen.»